Montag, 5. Juni 2006
"I'm going out for some ice cream... this is America, isn't it?"
Death Wish oder auch Ein Mann sieht rot genannt, stellte wohl Bronsons Durchbruch dar. Erstmals landete er einen Kassenschlager in den USA, trotz der kontroversen Diskussion die sein Selbstjustiz Drama damals auslöste. Ab Teil 2 übernahmen Trashproduzenten Cannon Films die Reihe und verwandelten das Ganze fast schon in so etwas, wie ein Exploitation Wirr-Warr.



Death Wish (1974)
Architekt und Familienoberhaupt Paul Kersey (Charles Bronson) hat ein glückliches Leben. Seine wunderschöne Tochter Carol führt eine gute Ehe und Pauls eigener Bund fürs Leben wurde gerade erst durch einen erholsamen Strandurlaub aufgefrischt. Als aber ein paar Straßenpunks in die Wohnung der Kerseys einbrechen, dort Pauls Ehefrau umbringen und seine Tochter missbrauchen, ist es mit dem Glück zu Ende. Carols Schock sitzt so tief, dass sie seit dem Erlebniss unansprechbar und völlig geistesabwesend scheint. Die Polizei hat nicht genügend Kapazitäten, um nach den Tätern sorgfältig zu fahnden. Langsam aber sicher hat Paul Kersey die Schnauze voll. Als er während einer Geschäftsreise einen Revolver geschenkt bekommt, scheint es fast so, als wolle ihn das Schicksal dazu zwingen, die Angelegenheit von nun an selbst in die Hände zu nehmen.
Gesagt, getan. Von nun an streift ein ziemlich cooler Charles Bronson durchs nächtliche New York und ballert so ziemlich alles über den Haufen, was ihm irgendwie dumm kommt. Death Wish ist Selbstjustiz pur. Gnadenlos und antiliberal serviert Charles Bronson jeden Straßenpunk ab und wird gleichzeitig noch von der Presse als Rächer gefeiert. Moralisch fragwürdig ist das allemal, aber nichtsdestotrotz oder vielleicht auch gerade deswegen bleibt Death Wish ein spannender Genreklassiker á la Dirty Harry. Optisch und besonders akustisch wirkt das Ganze auch noch ziemlich stimmig, Vincent Gardenia macht ne gute Figur als schlechtgelaunter Bulle und das Ende ist dann auch noch perfekt. Nicht zu vergessen, dass Charles Bronson hier mal wieder wirklich klasse ist. Gefällt mir sehr.


Death Wish II (1982)
Paul Kersey is back! Aber diesmal ganz anders. Auch wenn der Film im Prinzip direkt an den 1. Teil anknüpft, hat Death Wish II kaum noch was mit dem Original gemein. Paul Kersey ist inzwischen nach Los Angeles umgezogen, hat sogar ne neue Beziehung mit Reporterin Geri Nichols (Jill Ireland) am Laufen und seine immer noch unter ärztlicher Behandlung stehende Tochter Carol scheint ganz langsam der Katatonie zu entkommen. Da passiert es natürlich. Wieder brechen ein paar Ratten bei den Kerseys ein, wieder gibt es Vergewaltigung und Tote und schon sieht Paul sich (wieder!) dazu gezwungen, den Rächer rauszukehren und mit gezückter Waffe rattenmordend durch dunkle Gassen zu ziehen.
Dabei wird auf einen logischen und nachvollziehbaren Handlungsablauf diesmal komplett verzichtet. Dazu war ja auch Teil 1 da, in Death Wish II darfs direkt Schlag auf Schlag weitergehen. "Das muss aber jetzt alles härter sein", dachte man sich wohl und so sticht schon die anfängliche Vergewaltigung der Haushälterin im Haus der Kerseys ins Auge. Nicht, weil der gute Laurence Fishburne hier mit von der Partie ist und so richtig das assoziale Schwein raushängen darf, sondern weil die Szene absolut unnötig und überzogen wirkt. Unnötig, weil die Haushälterin keine Bedeutung hat für die weitere Handlung und somit eine solch intensive Darstellung der Vergewaltigung völlig unberechtigt ist. Überzogen, weil sich die Szene endlos hinzuziehen scheint und die verantwortliche Straßenpunks sich wie wildgewordene Affen benehmen (und dabei aussehen wie Zirkusclowns). Jedenfalls merkt man spätestens in dieser Szene, dass nichts mehr von der Ernsthaftigkeit des Vorgängers übriggeblieben ist. Death Wish II ist bitterböser Trash mit Exploitationbeigeschmack.
Eigentlich ist das aber nicht schlimm. Der Film ist trotzdem oder gerade deswegen noch recht unterhaltsam. Death Wish II hat nämlich durchaus ein paar magische (Trash) Momente, z.B. Carols Finale oder ein erneut miesepetriger Auftritt von Vincent Gardenia und dann natürlich noch: "Do you believe in Jesus?" "Yes, I do." "Well, you're gonna meet him." BANG!. Aber das wars dann auch.


Death Wish III (1985)
Paul Kersey will seinen alten Freund Charly in New York besuchen. Erfahrene Death Wish Zuschauer wissen aber, New York ist eine Großstadt und da gibt es nichts weiter als gemeine Straßengangs mit zuviel Zeit, also wird Charly natürlich kurz vor Kerseys Ankunft ausgeraubt und zusammengeschlagen. Wenig später beugt sich Kersey dann auch schon über die sterbenden Überreste seines Freundes. Zu spät. Kurzerhand wird er dann auch noch von übereifrigen Polizeibeamten als einziger Tatverdächtiger einkassiert. Dadurch wird Polizist Richard Shriker (Ed Lauter) auf Kersey aufmerksam. Shriker weiß wer Kersey ist und bewundert ihn sogar ein wenig für dessen Vigilantismus. Deswegen setzt er Kersey kurzerhand auf freien Fuß und befiehlt ihm geradezu seine Rächer Tätigkeiten von einst wieder aufzunehmen, die Verbrechensrate sei auch schon wieder zu hoch gestiegen.
Während Death Wish II in wenigen Momenten noch ernst genommen werden kann, ist Death Wish III schon purer Trash. Alte Männer bewaffnen sich hier, durchstreifen die Nachbarschaft und knallen dabei ungezogene Jugendliche ab. Während Kerseys Selbstjustizeinsätze in Teil 2 noch von dessen neuer Freundin aufs Schärfste - und auch zu Recht - verurteilt wurden, gibt es hier nur Beifall und Lob für den Rächer. Sehr grotesk. Aber auch sehr lustig. Sehr lustig auch der Shoot-Out gegen Ende, der - was die Action angeht - an Minimalismus eigentlich nicht zu übertreffen ist (die bösen Jungs benehmen sich wie dumme Schießbudenfiguren, bewegen sich fast garnicht und treffen noch viel weniger, während Bronson sich garnicht bewegt und immer trifft). Dazu gibts ne satte Ladung rasant-funkige 80er Jahre Rythmen. Das ist alles dermaßen bescheuert, das es schon wieder Spaß macht.


Death Wish IV: The Crackdown (1987)
Paul Kersey ist wieder zurück in LA, hat seine brutale Vergangenheit fürs Erste hinter sich gebracht und führt seit 2 Jahren eine neue Beziehung mit Karen Sheldon. Die ist übrigens nicht nur Reporterin (wie Geri aus Teil 2) sondern hat auch noch eine hübsche Tochter, die Kersey schon fast wie seine eigene Tochter behandelt. Natürlich Grund genug für den Drehbuchautor, Kersey auch diese Beziehung zu vermasseln, also stirbt Karens Tochter kurzerhand an einer Überdosis Drogen (keine Vergewaltigung diesmal!) und schon sieht sich Kersey wieder dazu berufen, den Müll von der Straße zu kehren. Diesmal aber benimmt er sich nen ganzen Tick unauffälliger. Geschickt spielt er zwei große Drogenbosse gegeneinander aus und packt damit das Problem direkt bei der Wurzel ohne wirklich groß Hand anzulegen. Kleine Paralellen zu Yojimbo, bzw. Last Man Standing sind da durchaus bemerkbar. Storytechnisch ist Death Wish IV auch erheblich ernster und nachvollziehbarer als die vorrausgegangenen Trashgranaten. Der 4. Teil ist auch einen Tick länger als die Vorgänger und zieht sich durch seinen eher ruhigen Erzählstil ein wenig. Liegt vielleicht auch an Bronson, der natürlich noch nen Tick älter geworden ist. Die coolen Sprüche hat er hier aber auch noch nicht verlernt. Von denen mal abgesehen und davon das Teil 4 eigentlich dem grandiosen ersten Teil noch am Ähnlichsten ist, halt ich The Crackdown trotzdem für den langweiligsten und bis jetzt auch schlechtens Ableger der Reihe. Trotzdem ist The Crackdown nicht unbedingt schlecht. Der Anfang ist ziemlich cool, es gibt einen großartigen Shoot-Out in der Mitte (das Highlight auf den Ölfeldern) und einen explosiven Showdown. Für Fans der Reihe durchaus noch lohnenswert.


Death Wish V: The Face Of Death (1994)
Charles Bronson ist jetzt 73 Jahre alt. Die Regie des letzten Death Wish Teils übernimmt Allan A. Goldstein. Es wird Bronsons letzter Kinofilm sein, dannach wird er nur noch in der TV-Produktion Family Of Cops zu sehen sein. Anstatt hier nochmal aufzutrumpfen und ein letztes Zeichen seines alten Glanzes zu setzen, versagt Bronson hier leider völlig. Seine Auftritte sind kurz und wortkarg, gleichzeitig wirken sie fad und farblos. Vom alten Bronson ist hier nichts mehr zu spüren. Vom alten Death Wish Flair auch nicht mehr.
Bronsons aka Kerseys neue Verlobte Olivia (Lesley-Anne Down) wird von ihrem Ex-Mann Tommy (Michael Parks) bedroht, weil sie bei der Polizei wohl so einiges auspacken will. Nachdem erste Warnungen von Kersey und Olivia in den Wind geschlagen werden, geht Tommy von Drohungen zu Mord über und lässt seine Ex-Frau umbringen. Kersey vertraut der Polizei natürlich nicht und nimmt das selbst in die Hand. Nicht zuletzt weil Olivia auch noch eine junge Tochter hat, die vor Rabenvater Tommy beschützt werden muss.
Death Wish V ist wohl der schlechteste Ableger der Reihe. Bronson kommt erst gegen Ende so richtig zum Zug und das ist dann auch schon die einzige wirklich brauchbare Actionszene im ganzen Film (davor gibts nur allerhand sadistische Foltersequenzen). Cool ist noch, wie Bronson einer der Gangster "verpackt", dann noch die Pointe mit dem Säurebecken und natürlich Michael Parks als Gegenspieler mit Profil. Und Bronson kriegt endlich mal ne Schrotflinte (darauf wart ich schon seit Anbeginn der Reihe), auch wenn er sie kaum benutzt. Ansonsten gibts hier nichts Sehenswertes und selbst für Genrefans dürfte Death Wish V eher weniger unterhaltsam sein.

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