Dienstag, 14. Februar 2006
Crash (James G. Ballard)
Crash von Ballard erschien 1973 und ist auch heute noch eines der perversesten und provozierensten Bücher überhaupt. Zumindest soweit ich weiß. Crash gehört zu Ballards sogenannten 'dystopischen Trilogie', zu der noch die Werke Die Betoninsel und Der Block zählen. Alle 3 Werke sind in einem Sammelband vom area Verlag erschienen (ISBN 3-89996-257-5).
James Ballard stellt in Crash einen gelangweilten Ehemann und Werbefilmproduzent dar, der sich mit kleinen Seitensprüngen sozusagen über Wasser hält. Seine Frau Catherine tut es ihm gleich. Abends erzählen sie sich von ihren Affären und werten somit ihr eigenes Sexleben auf. Trotz allem scheint das Ehepaar im monotonen Trist zu ersticken bis eines Tages James in einen Autounfall gerät und mit Helen Remington zusammencrasht. Dabei stirbt Remingtons Ehemann. Der Crash wird James für den Rest seines Lebens verfolgen. Plötzlich entwickelt er eine seltsame sexuelle Beziehung zu den dahinkriechenden Automobilen auf den Highways , die er von seinem Balkon aus beobachten kann. Auch für Helen Remington scheint er sich zu interessieren und als er den von Autounfällen geradezu manisch besessenen Vaughan kennenlernt, scheint Ballard völlig in seiner neu entdeckten Obsession aufzugehen: Dem Autounfall. Vaughan führt ihn in eine Welt ein, voller sich ineinander pressendes Metall und verstümmelter Unfallopfer. Auch seine Frau Catherine scheint von Vaughan angetan, genauso wie Remington und eine Reihe anderer skurriler Gestalten.
Mit seinen bis ins kleinste Detail beschriebenen Unfall- und Sexszenen ist Crash absolut nicht für Jedermann. Ohne Zweifel, das Buch ist pervers, doch letztendlich nur eine Parabel für heutige Zustände, die Bedrohung durch Industrialisierung & Maschine und die ständig anhaltende Degenerierung der heutigen Gesellschaft. Crash ist zeitgemäßer den je. Crash wirkt apokalyptisch und gleichzeitig erschreckend real. Crash ertränkt den Leser geradezu in Blut & Spermien. Crash ist auf seine Weise genial! Hier noch was zur Verfilmung des Stoffs.

Catherine übergab sich auf meinen Sitz. Diese Lache aus Erbrochenem, in der Blutstropfen wie flüssige Rubine schwammen und die so viskos und glitschig wie sämtliche Körpersekrete Catherines war, symbolisiert in meinen Augen heute noch die Quintessenz des erotischen Deliriums des Verkehrsunfalls, und ich empfand sie wesentlich aufreizender als ihre rektalen und vaginalen Ausscheidungen, so rein und klar wie die Exkremente einer Feenkönigin oder die winzigen Flüssigkeitsperlchen, die sich an den Rändern ihrer Kontaktlinsen bildeten. In dieser magischen Lache, die sich wie ein seltener Flüssigkeitsausstoß aus einem weit entfernten oder geheimnisvollen Schrein aus ihrem Mund ergosssen hatte, konnte ich mein Spiegelbild wie in einem Spiegel aus Blut, Samen und Erbochenem sehen, aus einem Mund herausdestilliert, der noch vor wenigen Minuten gleichmäßig über den Schaft meines Penis geglitten war.

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