Samstag, 19. August 2006
Rurôni Kenshin
Vorwort

Ruroni Kenshin war ursprünglich eine Mangaserie aus der Feder von Nobuhiro Watsuki. Das Wort Rurouni bedeutet Wanderer, Kenshin ist der Name der Hauptfigur, bedeutet aber gleichzeitig auch Schwertherz. Erste Veröffentlichungen fanden 1994 ihren Weg ins Shonen Jump. Die Serie setzte sich bis 1999 fort und brachte es auf 255 Kapiteln (insgesamt 28 Bände). In Deutschland erschien die Serie bei Egmont Manga & Anime (EMA).




Folgende Verfilmungen zog die Serie nach sich:

1996 - 1998: Rurouni Kenshin TV (95 Episoden)
1997: Rurouni Kenshin Movie: Ishin Shishi no Requiem
1999: Rurouni Kenshin OVA: Tsuioku Hen (4 Episoden)
2001: Rurouni Kenshin OVA II: Seisôhen (2 Episoden)

Mit der letzten OVA wurde der Epos abgeschlossen. Die letzten paar Monate hab ich mich, immer wenn ich Lust hatte auf Anime, größtenteils mit Kenshin beschäftigt. Natürlich in chronolgisch korrekter Reihenfolge. Hier nun der Bericht:




Rurôni Kenshin TV: Meiji kenkaku roman tan

Auch bekannt als Romance of a Meiji Swordsman; Kenshin Le Vagabond oder Samurai X. Handlung der ersten Episoden: Eines Tages wird Kaoru Kamiya (Miki Fujitani) von ein paar Rabauken am Wegesrand belästigt. Die Situation wird schnell ernst und gerade bevor das Ereigniss eine tödliche Wendung für die weibliche Kendo Meisterin nehmen will, rettet ein rothaariger Unbekannter die junge Kaoru. Himura Kenshin heißt der kleine & schmächtige Samurai, der sich als herrenloser Wanderer ausgibt und eine x-förmige Narbe auf der Wange trägt. Aus Dankbarkeit bietet Kaoru dem jungen Samurai Obdach in ihrem Dojo an. Ab da ändert sich aber so einiges in Kaorus Leben. Denn der unscheinbare Kenshin kann nicht nur großartig mit dem Schwert umgehen, sondern scheint auch noch eine sehr düstere Vergangenheit zu haben. Nach kurzer Zeit kommt ans Tageslicht, dass Kenshin zur Zeit der Bakumatsu (die letzten Herrschaftstage der Tokugawa) ein berüchtigter Menschenschlächter war, der im Namen der Revolution hunderte von Menschen niedermetzelte. Doch während des Höhepunkts der Revolution verschwand er dann plötzlich. Kein Wunder also, dass plötzlich seltsame Gestalten um Kamiyas Dojo schleichen und dem ehemaligen Revolutionär auflauern. Doch zu Kenshins Glück, der seit den Tagen der Revolution nur noch ein sogenanntes Reverse Blade Sword (eine Schwert mit seitenverkehrter Klinge, so dass Treffer generell nur mit der stumpfen Seite erfolgen) benutzt und geschworen hat, nie mehr zu töten, finden sich auch alte & neue Freunde bei Kamiya ein.




Bei Rurôni Kenshin handelt es sich um eine 95 Episoden lange TV-Serie, die seinerzeit wohl wie eine Bombe einschlug. Basieren tut die Handlung auf dem gleichnamigen Manga von Nobuhiro Watsuki. Wobei die Serie von Zeit zu Zeit stark von der Vorlage abweicht. Die Serie lässt sich grob in 3 Kapitel einteilen: (I) Folgen 01-28: Battousai; (II) Folgen 29-62: Geschichten aus Kyoto; (III) Folgen 63-95: Am Ende der Wanderschaft. Besonders dem letzten Kapitel mangelt es hier und da an frischen Ideen und Qualität, während die ersten beiden Kapitel exzellent sind und der Vorlage auch einigermaßen treu. So oder so, halt ich die Serie aber für eine sehr empfehlenswerte Sache. Inhaltlich gibt es immerhin einiges zu bestaunen. Da wäre einmal die sich langsam, aber kontinuierlich anbahnende Liebesbeziehung zwischen Kenshin und Kaoru, die zwischendurch zwar immer wieder in den Hintergrund rückt, aber letztendlich nie gänzlich vergessen wird. Auf der anderen Seite gibts auch ein paar sehr humorvolle Folgen (es gibt z.B. eine sehr hübsche Geschichte voller Mißverständnisse, die sich um einen Verlobungsring dreht) und besonders im ersten und letzten Kapitel werden hier und da immer wieder (größtenteils) nette Gags eingestreut, wie es sich für ne Animeproduktion halt gehört. Das spannendste & wichtigste Element der Serie, sind aber dann doch die vielen Actionszenen. Besonders im ernsteren 2. Kapitel, wenn der verbitterte und wahnsinnige Shishio und seine rechte Hand Sojiro Seta (mein persönlicher Liebling unter den Kenshin Bösewichten) auftauchen, machen die Schwertkämpfe schon ziemlich was her. Zwar merkt man der Serie ein gewisses Alter auf jedem Fall an, einige Folgen sind sogar erschreckend schlecht animiert (sind aber meistens auch uninteressantere Handlungsstränge wenn das der Fall ist), aber das sollte Niemanden abhalten. Mich hats jedenfalls nicht abgehalten und ich fand Kenshin klasse!



Rurôni Kenshin Movie: Ishin Shishi E No Requiem

Auch bekannt als Samurai X The Motion Picture; Requiem for Patriots. Die ersten 4 Minuten des Kenshin Kinofilms sind ein atmosphärisches Meisterwerk. Wir erleben ein paar Momente im Leben Kenshins zur Zeit der Bakumatsu, also fließt schonmal ordentlich Blut und alles schaut recht düster aus. Dannach gehts zurück in die Gegenwart (Meiji Ära) und das Geschehen wird wieder farbenfroher. Wir bekommen zwei neue - für die Handlung des Films wichtige - Charaktere vorgestellt: Shigure (Kazuhiko Inoue), ein geübter Samurai und Toki (Yuko Miyamura), ein herzensgutes Mädchen das unter Shigures Obhut steht. Beide verloren zur Zeit der Bakumatsu einen wichtigen Menschen. Während Toki sich damit abgefunden hat, hegt Shigure immer noch einen Groll gegen die jetzige Regierung. Um diese Beiden und das Kenshin Gespann webt sich nun eine epische Story um Rache, Verrat und natürlich Liebe.
Nach dem grandiosen Anfang, bei dem jeden Kenshin Fan die Augen übergehen dürften, braucht der Film erstmal ne ganze Weile um ihn Fahrt zu kommen. Viele der gezeigten Szenen in den ersten 30 - 40 Minuten sind erstmal völlig bedeutungslos und erst nach und nach, entwickelt sich eine fassbares Gesamtbild. Dreh- und Angelpunkt hierbei, bleibt immer der in den ersten Minuten gezeigte Rückblick.
Trotz der tollen Anfangssequenz und einigen späteren Actionszenen, bleibt Ishin Shishi E No Requiem ein zweischneidiges Schwert und hat mit den üblichen Kinderkrankheiten einer Anime-Kinoproduktion zu kämpfen. So ist auch hier der unheimliche Drang der Produzenten zu spüren, möglichst ALLE Elemente der vorhergegangenen TV-Serie miteinzubringen. Dadurch wirkt der Film hier und da etwas zu gestopft. Außerdem gibt es einige merkwürdige Szenen, die absolut unnötig sind. So z.B. die eine Szene, wo Yahiko von allen Ohrfeigen angedroht bekommt, weil er sich eine Nacht lang nicht gemeldet hat und man sich Sorgen um ihn machte. Im Endeffekt total bescheuert.




Rurôni Kenshin: Ishin Shishi E No Requiem ist sicherlich kein Must-See, aber eine nette Erweiterung zum bisherigen Epos und auch durchaus geeignet, zum Reinschnuppern für Neugierige die noch rein garnichts von Kenshin gesehen haben.


Rurôni Kenshin OVA: Meiji kenkaku roman tan: Tsuioku Hen

Auch bekannt als Samurai X Trust and Betrayal; Samurai X Reminiscence. Die Geschichte beginnt irgendwo im Niemandsland. Shinta (Mayo Suzukaze) ist noch ein unschuldiges Kind und trotzdem schon das Eigentum von Sklavenhändlern. Als die Karawane von Banditen angegriffen wird, werden Shintas Besitzer mitsamt der anderen Sklaven brutal niedergemacht. Nur Shinta überlebt das Gemetzel und wird von einem Samurai namens Seijûrô Hiko (Shûichi Ikeda) aufgegriffen. Seijûrô nimmt Shinta als seinen Lehrling auf. Seijûrô ist es auch, dem Shinta seinen zukünftigen Namen Kenshin und die Kentnisse über den Hiten Mitsurugi Schwertkampfstil verdankt. Die Jahre vergehen und Kenshin wächst unter Seijûrôs Obhut zu einem großartigen Schwertkämpfer heran. Von dem Wunsch besessen, den Unschuldigen zu helfen, zieht er gegen den Willen seines Meisters aus und wird auch prompt vom Führer des Choushu-Clans Kogorô Katsura (Tomokazu Seki) angeheuert. Katsura will das Shogunat stürzen, wenn es sein muss mit Gewalt. Da kommen ihm Kenshins außergewöhnliche Schwertkünste gerade recht. Von nun an erledigt Kenshin alle schmutzigen Mordaufträge des Choushu-Clans und wird so langsam zum grausamen Menschenschlächter, dessen Name noch viele Jahre später Angst und Schrecken verbreiten wird. Im Herzen jedoch, bleibt Kenshin immer noch das unschuldige Kind, dass damals von Sklavenhändlern aufgegriffen wurde.



Eines Tages wird Kenshin nach der Erfüllung eines Auftrags von einem anderen Auftragsmörder angegriffen. Zur gleichen Zeit verlässt Tomoe Yukishiro (Junko Iwao) eine Kneipe und beginnt ihren Heimweg durch die regnerische Nacht. In einem schicksalhaften Moment erlebt sie die letzte Sekunde des blutigen Kampfes zwischen Kenshin und dem unbekannten Angreifer. Kenshin besiegt seinen Feind und noch während der Blutregen niederprasselt, treffen sich die Blicke der Beiden. Tomoe verliert das Bewusstsein und Kenshins Entscheidung, das Mädchen nicht zu töten sondern mit zum Haus des Choushu-Clans zu nehmen, wird sein zukünftiges Leben bestimmen.
Ohne viele Worte zu verlieren: Die Rurouni Kenshin OVA ist ein Meisterwerk. Einerseits sind die insgesamt 4 Episoden abgrundtief düster und brutal (besonders im Vergleich zur TV-Serie), gleichzeitig liefert Regiesseur Kazuhiro Furuhashi aber auch eine der romantischsten & tragischsten Liebesgeschichten überhaupt ab. Gegen Ende ist man den Tränen nah, garantiert! Ein weiterer großer Pluspunkt: Die Actionszenen. Selten sowas Heftiges gesehen. Animationen & Soundtrack sind ebenfalls top. Also, egal wie mans dreht oder wendet, eine absolute Empfehlung. Unbedingt anschauen!



Rurôni Kenshin: Seisô hen

Auch bekannt als Rurouni Kenshin OAV 2 oder Samurai X: Reflection. Die Seisôhen OVA beendet den Kenshin Epos und zwar endgültig. Kenshin (Mayo Suzukaze) und Kaoru (Miki Fujitani) sind nun Mann & Frau und haben einen Sohn namens Kenji (Yuki Kaida), der bei Kenshins alten Meister Seijûrô Hiko (Shûichi Ikeda) im Training steht. Eines Tages verlässt Kenshin auf Bitten vom altbekannten Yamagata (Harî Kaneko) sein sicheres Zuhause im Kamiya Doujo, um an der chinesischen Revolution teilzunehmen. Seitdem wandert Kaoru jeden Morgen zum Hafen, um dort seine Rückkehr abzuwarten. In den nächsten 15 Jahren wird dies aber nicht passieren. Während dieser Zeit reflektierien Kaoru und Kenshin, Beide an völlig unterschiedlichen Orten, über ihre gemeinsame Vergangenheit. Es werden Ereignisse aus TV-Serie und OVA nochmals gezeigt, sowie auch ein paar völlig neue Ereignisse, die zwar in der Mangavorlage eine große Rolle spielten, aber in der TV-Serie komplett weggelassen wurden. So wird z.B. die Geschichte um Enishi, den Bruder von Tomoe aus der Tsuioku Hen OVA, der ewige Rache geschworen hat, zu Ende geführt.





Ganz großartiger & tränenreicher Abschluß der Saga. Der Zeichenstil ist noch nen tick ernster geworden, als er es schon bei Tsuioku Hen war. Yahiko ist z.B. nen ganzen Tick älter geworden, aber auch den anderen Charakteren sieht man ihr zunehmendes Alter stark an. Es gibt erstaunlich wenige Kämpfe, aber die wenigen Kämpfe die es gibt, sind alle recht spektakulär & dynamisch in Szene gesetzt. Konzentrieren tut man sich aber auch eher auf die Beziehung zwischen Kaoru und Kenshin. Und das hat man eigentlich sehr fein hingekriegt. Für Leute die schon alles andere von Kenshin gesehen haben, auf jeden Fall ein Muß. Allen anderen bringts natürlich nix.



Nachwort

Kenshin ist, war und bleibt ein Meilenstein. Kenshin hat vieles vorgemacht, was anderswo schlechter nachgemacht wurde. Kenshin ist durch und durch eine liebenswerte Geschichte, ob nun das Anime oder das Manga spielt da keine Rolle. Ich kann jedes einzelne Kapitel der Saga wärmstens empfehlen (selbst wenn manche Produktionen von der Qualität her nicht mehr ganz so niveauvoll sind), zumindest wenn man sich für den Anime der etwas altmodischeren Art noch interessiert. Die 2.OVA Seisouhen wurde in Deutschland von SPVision unter dem Titel Kenshin - The Final Atonement veröffentlicht. Weitere Veröffentlichungen sind bisher nicht geplant, deswegen muss man wohl oder übel zu den US-Veröffentlichungen greifen. Die TV-Serie gibt es in drei ganz brauchbaren Economy Season Boxsets von Media Blasters. Von der ersten OVA gibt es ausserdem mehrere Fassungen (u.A. ein Directors Cut und andere Editionen).
Also, jetzt alles klar? Dann in den nächstbesten Laden, kaufen und anschauen. Oro, de gozaru!
PS: Die Bilder in der ersten Hälfte des Beitrags stammen allesamt aus der TV-Serie. Alle anderen aus der 1.OVA.

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